Die Gesprächsrunden im Überblick

Die Organisation eines reibungslosen IT-Supports stellt in vielen Schulen eine Mammutaufgabe bei der Digitalisierung dar. Künstliche Intelligenz ist ebenso ein Thema, das im Bereich Schule relevanter wird.

Personen auf Bühne im Gespräch

BMBF/bundesfotot/BL

Unterschiedliche Lösungen für den technischen und pädagogischen Support

Anja Tempelhoff (Leiterin der Stabsstelle „Schule in der digitalen Welt“, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin) hat in ihrer Zeit als Schulleitung den Aufbau einer klaren Administrationsstruktur früh als das A und O erkannt, um Lehrkräfte ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten. Auf Basis einer Abfrage der unterschiedlichen Anforderungen hat man sich in Berlin auf den Weg einer Standardisierung gemacht. Heute gibt es bereits den zweiten Rahmenvertrag mit zwei Dienstleistungsfirmen, welche die Wartung der Geräte an den Berliner Schulen übernehmen.

In Rheinland-Pfalz habe man ebenfalls eine grundsätzliche Aufgabenteilung mit den Schulträgern vereinbart, so Martin Brause (Leiter Abteilung für Planungsangelegenheiten und Digitalisierung, Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz): „Der technische Support ist Aufgabe des Schulträgers. Das ist ohne Frage eine finanzielle Herausforderung, aber das Land unterstützt die Schulträger dabei jedes Jahr verlässlich und in erheblichem Umfang. Die Mittel, die dafür im Landeshaushalt bereitstehen, haben wir zuletzt verdoppelt.“

Im großen Flächenland Baden-Württemberg stellt sich die Lage der Administration komplex dar. Dörte Conradi (Leitung Abteilung 2: Schulorganisation, schulartübergreifende Bildungsaufgaben, Sport, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg) berichtete: „Für die digitale Ausstattung der Schulen in Baden-Württemberg sind primär die Träger zuständig, hierzu gehört auch der Bereich der Administration. Das Land unterstützt die Träger dabei z.B. durch die umfangreiche Bereitstellung von Entlastungsstunden für Netzwerk- und Multimediaberater an Schulen. Durch das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg sowie die Medienzentren vor Ort können sich Schulen und Träger zusätzlich noch beraten lassen.“

Austauschformate als Gelingensfaktor bei der Administration

Philipp Bollbach (Leitung Referat Digitale Bildung-Technische Grundsatzfragen und Schulverwaltungssysteme des Ministeriums für Bildung und Kultur des Saarlandes) skizzierte die multiperspektivische Herangehensweise des Saarlands. Wenn operativ Dinge durchgeführt werden, etwa die Ausstattung eines neuen Schülers mit einem Endgerät, muss das von der Praxis umgesetzt werden. Wichtig ist nach seiner Ansicht aber auch der Rücklauf bzw. das Feedback zur ministeriellen Ebene. Dazu braucht es Personen und Formate des Austauschs. Ein gutes Beispiel sind die sechs Kompetenzzentren, die im Saarland die Schulbuchausleihe bündeln.

Künstliche Intelligenz in der Schulpraxis – mit Chat GPT zusätzliches Feedback erhalten

Künstliche Intelligenz in der Schule war ein Thema, das während der gesamten Konferenz an verschiedenen Stellen auftauchte und in der Gesprächsrunde am zweiten Konferenztag genauer unter die Lupe genommen wurde.

In der Schule von Salma Attou Ouled und Julian Casper Gold (Schülerin und Schüler der Klasse 9a des Hugo-Junkers-Gymnasiums, Mönchengladbach) wird mit Chat GPT pädagogisch gearbeitet. Julian erläutert an einem Beispiel aus dem Deutschunterricht, wie die KI die Kreativität und Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördert: „Lass dir von Chat GPT eine Gedichtinterpretation schreiben und bewerte die Qualität der KI- Aussagen!“ So muss man sich als Schüler tief ins Thema einarbeiten und die Lehrkräfte haben trotz Chat GPT eine Bewertungsgrundlage. Die KI auf diese Art zu nutzen ist an der Schule mit einzelnen Lehrkräften abgestimmt und geht auf eine Initiative aus der Schülerschaft zurück.

Catrin Ingerfeld-Bloemertz, die als Lehrerin am Hugo-Junkers-Gymnasium tätig ist, unterstützte die Position ihrer Schülerinnen und Schüler: „KI hält uns dazu an, wieder mehr von den Lernenden aus zu denken: Lernende sollen Dinge herausfinden. Das gelingt nur, wenn erstens KI in Schülerinnenhand ist und zweitens alle am System Schule Beteiligten mit im Boot sind.“

Es braucht eine intensive Befassung mit dem Thema KI

Dem stimmte Prof. Dr. Doris Weßels (Professorin für Wirtschaftsinformatik, Fachhochschule Kiel) zu. Ihrer Ansicht nach erlebt man mit dem Thema KI eine digitale Disruption, die bisher bestehende Abläufe so sehr in Frage stellt, dass es ganz neue Gestaltungsprinzipien auf den Plan ruft. „Das bedeutet, dass wir in unseren Systemen dieser Veränderung auf adäquate Weise begegnen und bestehende Strukturen drastisch umbauen müssen.“ Daher braucht man - so Weßels - schnell eine zentrale Instanz, die das Thema prioritär vorantreibt, damit die beteiligten Akteure zeitnah qualifizierte Weiterbildungen erhalten, die Prozesse verstehen und handlungsfähig werden – verstanden als einen kontinuierlichen Lernprozess.

Erforschung von kognitiven Veränderungen und Vertrauen in die Lernenden als Ankerpunkte

Dr. Birgita Dusse (Referentin „Bildung in der digitalen Welt“ beim Hauptvorstand der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft) merkte an, dass es nicht nur um Tempo geht, sondern auch um eine kritische Begleitung, z.B. in Bezug auf Datenschutz. Dr. Tanja Reinlein (Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen) ergänzte, dass die Erforschung der Veränderung von kognitiven Fähigkeiten ein wichtiges Feld ist, dem man sich stärker zuwenden muss, um mit KI in Schule umgehen zu können. Hierzu muss sich nach ihrer Ansicht die Wissenschaft auf den Weg machen und empirisch belastbare Daten herausarbeiten.
Auf die Frage, was beim Umgang mit KI besonders wichtig sei, antwortete Salma mit einem Plädoyer für die Beteiligung der Schülerschaft: „Ich wünsche mir, dass unsere Stimme gehört wird und zählt! Wir brauchen das Vertrauen der Lehrkräfte .“

Aufzeichnungen der Livestreams im Rahmen der Statuskonferenz 2023

Hier finden Sie die Inhalte der Plenen und Gesprächsrunden nachträglich zum Anschauen sowie Präsentationen aus den Workshops und Deutschlandreisen zum Herunterladen.